2014/06/11

Das 43. Moers Festival
- phantastisch bis zum Ende

Jeff Silvertrust verabschiedete die letzten Besucher des 43. moers festival. Zum Zeitpunkt dieser Aufnahme kündigte sich das  Unwetter am Niederrhein bereits an, reagiert wurde auf dem Festivalgelände aber noch mit Humor. Das Festival selbst war jedoch noch auf der hellen und glücklichen Seite.
Mit sehr viel Spass und Freude an der Parodie hatten die Musiker von Mostly Other People Do The Killing mit  >>Red Hot<< gerade das  phantastische moers festival beendet.
Das moers festival beeindruckte im Jahr 2014 mit Musikern, die als Individuen erlebbar waren. Das Festival steht für den musikalischen Dialog. Als musikalische Jahreszeitung genutzt, stand Ideal Bread, die von Josh Sinton und Kirk Knuffke gegründete Band, für New York.

Das moers festival bot Außergewöhnliches. Sehr unterschiedliche musikalische Konzepte trafen aufeinander, was einen direkten Vergleich der Musik ermöglichte.

Bereits im Stil der Schlagzeuger bot das Festival ein kontrastreiches Programm: Das Spiel von Jaki Liebezeit ist meditativ, darin sehr konsequent. Das Drumming von Francesco Pastacaldi fördert dagegen enorm das Zusammenspiel. Der klassisch ausgebildet anmutende Stil von Julian Sartorius kontrastiert dagegen zum harten, dynamischen Stil von Paal Nilsson-Love, der bei >>Large Unit<< und im Duo mit Arto Lindsay trommelte.

Das moers festival ist traditionell eine Hochburg der interaktiven MusikColin Stetson, der Moers bereits als Solist am Saxophon begeisterte, führte in diesem Jahr einen phantastischen Dialog mit Sarah Neufeld. Durch besonders feinfühlige dialogische Improvisationen zeichnete sich aber auch auch das Spiel von Joey Baron & Robyn Schulkowski aus.

Gerade die intensive Verflechtung von Improvisation und Dialog generierte Erlebnisse der anregenden Art und eröffnete ungeahnte Türen zur Musik.

Durch eine dieser Türen trat Ave Mendoza, die Gitarristin, die mit Fred Frith's 'Gravity' und mit ihrer eigenen Band spielte.
Ihr interaktives Zwiegespräch im Trio mit Nick Podgurski (Schlagzeug) und Tim Dahl (Bass) in >>Unnatural Ways<< illustrierte die hohe Bedeutung der musikalischen Interaktion auf der Bühne besonders gut.


Vergleichen wir das Konzert von Fred Frith's Gravity Band mit seinen Soloauftritten und seinen  späteren Konzerten (mit Carla Kihlstedt, Moers 2010) und  Evelyn Glennie (Moers 2013), so scheint sich der Gitarrist Fred Frith offenbar in permanenter Metamorphose zu entpuppen. Diese Metapher erinnert an das Ideal der Neuen Musik.  
Reiner Michalke hat ein kontrastierendes und doch in sich stimmiges Programm zusammengestellt. Die Kraft der Artikulation bei Arto Lindsay / Paal Nilsson-Love unterscheidet sich erheblich von der subtilen emotionalen Modulation der Sjur Miljeteig Group. Die Musik in unserer Kultur ist sehr differenziert. Das moers festival 2014 bildete unterschiedliche Facetten aus diesem Spektrum ab. Die Musiker wurden gut ausgewählt. Es ist sicher nicht einfach ein hochwertiges Programm zusammenzustellen, das die relevante aktuelle Szene abbildet. Das moers festival 2014 wurde gut aufgestellt.

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