2007/08/03

Aktive Musiktherapie in den 70er Jahren












Der Musiktherapeut Manfred Richter berichtet in 'Aktive Musiktherapie in Gruppen' von seiner musiktherapeutischen Praxis in der stationären Psychotherapie der 70er Jahre. Richter arbeitete mit Neurosekranken und bot die aktive Musiktherapie ausschließlich für Gruppen an; rezeptiv arbeitete er dagegen auch mit einzelnen.

Die stationäre musiktherapeutische Arbeit bot vor 30 Jahren den Vorzug, "... kontinuierlich und über einen längeren Zeitraum die analytische Behandlung von Patienten begleiten zu können." (Richter, 1977, 16) Heute haben sich die durchschnittlichen Aufenthaltszeiten in der stationären Psychiatrie allerdings stark reduziert.

Musiktherapie sieht Richter (1977, 16) indiziert etwa bei:

- Ich-Schwäche
- Verdrängungen der gesunden Selbstentfaltungskräfte
- Unvermögen zu sozialen Kontakten
- eine hochgradige Beeinträchtigung der Arbeits- Leistungs- und Genußfähigkeit

Manfred Richter zeigt einen wichtigen Vorzug der Musiktherapie auf:

"Sie ist aufgrund der ihr innewohnenden Kraft in der Lage, Destruktives abzubauen und zur Bewahrung und Stärkung des Lebenstriebes beizutragen ..." (Richter, 1977, 21)

Manfred Richter stellt von ihm entwickelte Spielformen vor wie 'Schallographie', 'Akustisches Rollenspiel' und 'Wortsequenzen'. Richter empfiehlt aber auch, Patienten zu ermutigen, entsprechend ihrem Geschmack ein Instrument zu erlernen und zu spielen. (vgl. Richter, 1977, 17)

Vergleichen wir die Darstellung der Musiktherapie ausden 70er Jahren mit der aktuellen, kann der Einfluss des Ende der 90er Jahre verabschiedeten Psychotherapiegesetzes ins Bewußtsein dringen. Die damit verbundenen Abgrenzungsbemühungen der Psychotherapie von Musikpädagogik/musikalischer Gruppenarbeit/Musiksozialarbeit/etc. können durch eine Auseinandersetzung mit dem Begriff der 'Soziotherapie' im PsychThG verständlicher werden.

Literatur:
Richter, Manfred (1977) Aktive Musiktherapie in Gruppen. Modell - Projekte - Interaktionen. Stuttgart: Verlag Adolf Bonz.

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