2006/11/22

Thesen zur Musiktherapie

RIM steht für ressourcenorientiert (R), integrativ (I) und multimodal (M)

Integration
Da gesprochene Wörter immer über eine musikalische Dimension verfügen, soll das zentral gesetzte "I" im RIM-Konzept auch den Dreh- und Angelpunkt symbolisieren. Integration ist vornehmlich in der sozialen Gruppenarbeit zu realisieren. Integration wird heute auch unter dem Begriff Inklusion diskutiert. Das Zusammenbringen von Menschen ist allerdings nur eine Dimension des Integrierens. Der Mensch wird als integratives Wesen betrachtet, das beispielsweise auch als Forscher oder als Erfinder sehr Unterschiedliches zusammenbringen und zu integrieren vermag, beispielsweise Analyse und Synthese nutzt. 

Ressourcen
Eine ressourcenorientierte Therapie achtet auf vorhandene Ressourcen, knüpft an ihnen an und zielt die Erhöhung von Ressourcen an. Die ressourcenorientierte Therapie kann als kreatives Spiel betrachtet werden. Neues wird angestrebt, etwas wird in Bewegung gebracht.       

Multimodal
Multimodal bezieht sich hier auf die unterschiedlichen Sinne (Augen, Ohren, ...) und Sinneskanäle (taktil, kinästhetischer, ...)  Da mit Bewegungen musiziert wird und da Musik auch Bewegungen provoziert, kann das Musizieren und das Musikhören bereits als multimodal beschrieben werden. Es ist zu realisieren, dass Menschen, unabhängig davon, womit sie sich gerade beschäftigen, Reize aus den unterschiedlichsten Sinneskanälen empfangen und verarbeiten. Das wird schon mal ausgeblendet, sollte jedoch nicht ignoriert werden.  Auf Multimodalität basiert die Musik- und Tanzpädagogik, die an der Deutschen Sporthochschule Köln von Professor Dr. Dr. Karl Hörmann entwickelt und zu einem hochintegrierten, einfach nutzbaren System (RES-SYSTEM) von außergewöhnlicher Potenz ausgearbeitet wurde. 

RIM-Konzept
Das RIM-Konzept kann auch als Nebenprodukt des Studiums und der Analyse der Hörmann'schen Musik- und Tanztherapie verstanden werden. Der RIM- Faktor einer Therapie hat drei Dimensionen. Eine Therapie hat einen hohen RIM-Faktor, je ressourcenorientierter, je multimodaler und je integrativer sie ist.             
...............................................................................

Wie oft schließen wir aus den Äußerungen eines Menschen auf seine Persönlichkeit? Welche Kriterien nutzen wir bei unseren Urteilen? Psychologie basiert auf theoretischen Annahmen. Das gilt nicht unbedingt für gesprochene Wörter.

Was unterscheidet Musik vom Wort?
Musik ist entwicklungsfähig und Menschen sind lernfähig. Für die therapeutische Praxis schlägt Karl Hörmann die methodische Gleichsetzung von Musik und Mensch vor und eröffnet damit ein beeindruckendes Potential. Ist der  Tanz eröffnet, zeichnet er Bewegungsspuren in den Raum.

Musik eröffnet uns Zugänge zum Menschen. Auch Musikstücke lassen sich analysieren. Wir sind es, die entscheiden, welches Raster dabei angelegt wird.

“Effizienz, Effektivität und Wirtschaftlichkeit können in der Musiktherapie vor allem dann erreicht werden, wenn die Funktion und Bedeutung von menschlichen und musikalischen Bewegungsspuren gleichermaßen berücksichtigt werden.“ (Hörmann, 2006, 152)

Musik und Tanz können untersucht und analysiert werden, Bewegungsspuren können gesucht werden. Es geht um die Diagnostik von Mensch und Musik. In 'Tanzpsychologie und Bewegungsgestaltung' präsentiert Karl Hörmann (2000) Material zur Ausgestaltung von Übungen.

Mit konzentrierter Identifikation kann sich der Mensch mit Musik verbinden.  

„ wenn man in der Lage ist, mit Musik zu verschmelzen und Musik zu verkörpern, so wie der Tänzer seinen Tanz verkörpert, da er selbst das Tanzinstrument ist und mit diesem Instrument seine Kunst erst ausgeübt werden kann, wenn es richtig gestimmt ist.“ (Hörmann, 2006, 152)

Wenn in der Hörmann’schen Musiktherapie von Stimmung gesprochen wird, kann die psychische Verfassung eines Menschen, aber auch die Stimmung eines Musikstücks in den Fokus gerückt werden. Sind musikspezifische Begriffe tatsächlich exklusiv musikspezifische Begriffe oder lassen sich hier Schnittstellen entdecken?

Der "Ton" kann begrifflich als multimodale Schnittstelle betrachtet werden und wie ein Sprungbrett genutzt werden. Ein Ton kann akustisch und taktil (Muskelspannung, tonus)  wahrgenommen werden. Der Beobachter sieht die Körperspannung, hört die Stimme und nutzt alle Sinne um Schlüsse über den Beobachteten zu ziehen. Auch ohne Worte lassen sich Spannungsstände für ein erfolgreiches kommunikatives Verständnis kodieren und dekodieren.

Mit der Rhythmisch-Energetische-Strukturanalyse (RES-Analyse) entwickelte Hörmann ein multimodales Instrument der Bewegungsbeobachtung für die Diagnostik. Aus der Diagnostik können  individuelle Therapieziele abgeleitet werden. Das Instrument wird auch für die Evaluation, d.h. für die  Kontrolle über die Erreichung der Therapieziele, genutzt. Die multimodale Diagnostik, Durchführung und  Evaluation berücksichtigt Reize der visuellen, der auditiven, der taktilen und der kinästhetischen Sinneskanäle.


Quellen:
a) Hörmann, Karl (2006) Bewegungsspuren als Mittel zur Evaluation von Musiktherapie. In: Hörmann, Karl; Becker-Glauch, Wulf; Bertolaso, Yolanda; Elbing, Ulrich; Hörmann, Georg; Klosinski, Gunther (Hrsg.) Musik- Tanz- und Kunsttherapie. Themenheft: Evaluation in den künstlerischen Therapien. 3/2006, Hogrefe, S.146-155.
b) Hörmann, Karl (2000) Tanzpsychologie und Bewegungsgestaltung. Münster: Paroli.

RIM-Therapie und RIM-Pädagogik im Musiklabor
a) RIM-Konzeption in Kurzfassung
b) RIM-therapeutische Perspektive
c) RIM-Pädagogik anhand eines Beispiels
d) RIM-Forschung und erfolgreiches Lernen
e) Bewegungspädagogik als RIM-Pädagogik


PS:
Am 3.5.2014 wurden (erste) Teile des Beitrags verändert
Mit besten Grüßen
Gerd Fierus

Keine Kommentare:

 
blogoscoop