2013/05/18

John-Zorn-Tag - Moers Festival 2013


Ganz auf Regen eingestellt, doch noch ist es trocken. Parkplätze sind an der Musikschule noch frei. Noch am offenen Kofferraum fragt mich einer nach dem Weg. Er könne gleich mit mir gehen. Die Wiese hinter dem Gymnasium ist leer. Hier zelteten wir bei unseren ersten Besuchen. Er sei noch nie beim Moers Festival gewesen, aber auf einigen Jazzfestivals, z.B. in Leverkusen, Hilden und Holland. Von John Zorn verspricht er sich einiges. 

Wir erreichen das bunte Treiben an der Budengasse, es wird zunehmend lebhafter und vor dem Eingang zum Festivalzelt hat sich eine ungewöhnlich lange Schlange gebildet.
Ich verabschiede mich, gehe zum Pressezelt,  erhalte schnell den Ausweis und treffe auf Thomas Gläßer, der von der Arbeit der letzten Tage mit dem musikalischen Nachwuchs berichtet. Das Festivalzelt ist bereits voll. Bevor es los geht, informiert Hanna Bächer das Publikum über das neue Fotokonzept: zwischen Bühne und Publikum soll es keine Fotografen mehr geben.

Gestern war John-Zorn-Tag. Der New Yorker, der bald ein rundes Jubiläum feiert, brachte sehr unterschiedliche Musiker mit. Im 5-teiligen Programm bildetet Zorn mit wechselnder Besetzung das erstaunliche Spektrum seiner Musik ab. Das war sehr intensiv. Nach Konzert und Zugabe hielt es niemanden mehr auf den Sitzen.

Drei Eigenschaften zeichneten John Zorn, dem Musiker, der sich von der Trickfilmmusik der 40er Jahre  so sehr beeinflusst gezeigt hatte, an diesem Tag ganz besonders aus: Er regte seine stilistisch so unterschiedlich profilierten  Musiker zum intensivsten Spiel an. Mit schnellsten fließenden und dennoch sehr knappen Dirigierbewegungen vermittelte er eine energiegeladene Intensität. Dabei wirkte John Zorn sehr entspannt. Seine gute Laune war ansteckend, reine Freude. So konnten intensive Momente miteinander geteilt werden. Das Programm wechselte gekonnt  zwischen Spannung und Entspannung. Phantastisch, wie Mike Patton die gesanglichen Herausforderungen des emotional extrem gespannten Spektrums meisterte. Mit seinem archaischen Gesang trat Patton grandios in Interaktion mit Bass und Schlagzeug. Die hier entfachte Energie befeuerte alle Musiker zum intensivsten Ausdruck. In dieser phantastischen Stimmung griff John Zorn zum Saxophon und spielte, als hätte er lange darauf gewartet.

Musiker:
David Fulmer, Steve Gosling, Jesse Harris, Ikue Mori, John Medeski Mike Patton, Marc Ribot, Jamie Saft, Trevor Dunn, Kenny Wollesen, Joey Baron, Cyro Baptista, John Zorn


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