2010/11/01

Improvisation mit Musik und Bewegung
StadtKlangNetz Konferenz 2010

Es ging um Bewegung, Musik und Improvisation. Die StadtKlangNetz Konferenz 2010 setzte mit Workshops, Reflexionsrunden, Diskussionen, Projektvorstellungen starke Impulse für die pädagogische Praxis. 


Abschlussrunde mit den Konferenzbeobachtern - StadtKlangNetz 2010
















Was nahmen die drei Konferenzbeobachter wahr? Welche Wünsche wurden formuliert? Dr. Ula Aktas beobachtete Offenheit und positive Energie. Sabine Müller widmete sich dem Transfer der Improvisation von Musik und Bewegung in die Schule. Prof. Gundel Mattenklott wünschte sich eine größere Sensibilität für Zeitverläufe bei der Improvisation und wies darauf hin, wie von Künstlern dabei gelernt werden kann. Experimentelle Musik benötigt experimentelle Didaktik. Das war der Einstieg in die Abschlussdiskussion, moderiert von Thomas Gläser (Projektkoordinator für das Netzwerk Improvisierte Musik Moers und Offene Jazz Haus Schule). Über Entschleunigung, dem Wunsch nach Entspannung und weniger Angst in der Schule wurde gesprochen und dass auch eine nach dem Leistungsprinzip funktionierende Gesellschaft leistungsfreie Räume benötigt und konstruktives Lernen. Ula Aktas formulierte seine Vision. In der Schule braucht es Mut, um eigene Gefühle zu entwickeln und eigene Formen. Es sollte in der Schule von der Induktion zur Konstruktion kommen.

Performance Feral Choir - Phil Minton - StadtKlangNetz Konferenz 2010
















So kam auch ein verlorenes Gleichgewicht in der Pädagogik zur Sprache. Gehen nicht Identitätsschwächung und mangelndes Selbstbewusstsein Hand in Hand? Die kreativen Fächer haben ihre Berechtigung, auch wenn sie der Universität weniger Drittmittel einbringen. Ich denke so: Der Drehpunkt um das Geld kennzeichnet die Leitdisziplin der Moderne. Diese greift mit ihren Tentakeln tief in fremde Taschen, beziehungsweise bringt andere gesellschaftliche Teilsysteme aus dem Gleichgewicht. Und doch ist die Wirtschaft nur die Wirtschaft. Sie ist weder die Kunst, noch ist sie die Wissenschaft und sie ist auch keine Pädagogik. Denn jede Disziplin zeichnet sich durch etwas aus, was sie zu dem macht, was sie ist und aus der Stärke dessen sich der Grad ihrer Autonomie ergibt. Die Pädagogik mag zwar aus dem Gleichgewicht geraten sein, doch bevor sie sich von der Wirtschaft ganz vereinnahmen lässt, wird es zu Gegenbewegungen kommen. Die StadtKlangNetz Konferenz in Köln kann dieser Gegenbewegung zugerechnet werden. Ihre Teilnehmer kommen aus Pädagogik, Kunst und Wissenschaft. Sie interessieren sich für Improvisation in Musik und Bewegung. Die Konferenz ist aber auch ein Ort der Reflexion und nicht zuletzt ein Ort der Kooperation und Vernetzung.


Besonders beeindruckt hat mich der Workshop 'Würfel(n) – Improvisation mit Klang und Bewegungsmodulen' von Jean Sasportes (Choreograf, Wuppertal) und Gunda Gottschalk (Musikerin, Wuppertal). Mit aufeinander aufbauenden Spielsequenzen führten der Tänzer und die Musikerin 18 TeilnehmerInnen zu überraschenden Ausdrucksgestaltungen. Die Methode ist für Kinder, Jugendliche und Erwachsene auf unterschiedlichem Level geeignet. Jeder kann im eigenen Leistungsbereich lernen bzw. trainiert werden.




Im Vortrag 'Über.Setzungen – Wahrnehmen und Verstehen von Musik durch Bewegung' zeigte Prof. Dr. Ursula Brandstätter (UdK Berlin) das Potential der kombinierten Arbeit mit Musik und Bewegung auf. Ihr Buch lag auch auf dem Büchertisch:  Ursula Brandstätter (1997) Grundfragen der Ästhetik: Bild – Musik – Sprache – Körper, UTB. 


Dort wurde auch das in diesem Jahr erschienene und sehr interessante Buch von Heinrich Klingmann vorgestellt: 'Groove – Kultur – Unterricht', Transcript Verlag. Auch das Buch von Friederike Lampert reizte mich, nicht zuletzt aufgrund ihres ansprechenden Schreibstils: 'Tanzimprovisation. Geschichte – Theorie –Verfahren – Vermittlung' ist ebenfalls im Transcript Verlag erschienen.
Bürgerhaus Stollwerck - StadtKlangNetz Konferenz 2010



Die StadtKlangNetz Konferenz  ist sehr gut organisiert und vernetzt.

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