2007/08/31

Musikmobile in der BRD

In der Studie zur aufsuchenden Kulturarbeit mit Musikmobilen konnte Günter Pleiner im Jahr 1997 bereits 19 Musikmobile in der BDR identifizieren: Berlin (4), Hannover (3), Frankfurt (2) und jeweils 1 Musikmobil in München, Karlsruhe, Saarbrücken, Ehrfurt, Koblenz, Gießen, Siegen, Dietzenbach und Bad Vilbel.

Das 'Rockmobil' startete als erstes Projekt dieser Art im Jahr 1986. Die Musikmobile wurden zumeist Ende der 80er bis Anfang der 90er Jahre gegründet, organisiert überwiegend als eingetragener Verein in freier Trägerschaft. "Die wenigen hauptamtlichen (festangestellten) Kräfte sind meist MusikerInnen und Komplett-ProjktmanagerInnen in einer Person, die bei Bandbetreuungen, Workshops usw. auf weitere Honorarkräfte zugreifen und den Betrieb mit allen seinen großen und kleinen Anforderungen - von der Gerätereperatur bis zu Öffentlichkeitsarbeit und Finanzverhandlungen - am Laufen halten. ... Mit wenig Stammpersonal, viele Managementgeschick, Fachlichkeit und Engagement wird ein immenses musikalisches Arbeitspensum absolviert, was regelmäßige Bandbetreuungen, 'events', Produktionen, Workshops usw. anbelangt. " (Pleiner, 1999, 18) Die Palette der Angebote der Musikmobile reichen über Schnupperworkshops, Konzert- und Festivalorganisation, Studio- und CD-Produktionen bis zum Musikunterricht.

Als Vorläufer der Rockmobile führt Pleiner (1999,13) folgende Konzepte auf:
a) 'Spielmobile' (ab Ende der 60er Jahre),
b) 'Mobile Jugendarbeit' als Gemeinwesenarbeit (GWA)
c) 'Empowerment'

Sowohl die Methode der Gemeinwesenarbeit wie das Konzept Empowerment zielen auf Hilfe zur Selbsthilfe, Politisierung und Verbesserung des Zugangs zu sozialen Ressourcen. Gerade in der Situation des Mangels soll die Stärke gefördert werden.

Nach den ersten 10 Jahren stehen die Musikmobile zwischen Sozialpädagogik und Strukturförderung, auf der einen Seite noch Sozialarbeit, auf der anderen Seite schon Kulturpädagogik: "Sozialarbeit muß Kulturarbeit werden." (Heiner Legewies, zitiert nach Pleiner, 1999, 30)

Perspektivisch zeigte Pleiner sinnvolle Vernetzungsideen auf:

"- als praktischer Kooperation in Equipment- und Logistikangelegenheiten,
- in Form von Erfahrungsaustausch, Tagungen und Fortbildungen,
- bei der Organisation gemeinsamer Produktionen, Veranstaltungen, Festivals, Tourneen, usw.
- als internationale Begegnung mit Musikinitiativen anderer Länder
- als Vernetzungsprojekte verschiedener Akteure in Stadtteilen,
- als Unterstützung lokaler Musikszenen und -initiativen durch Vermittlung von Proberäumen, Auftrittsmöglichkeiten und Equipment,
- als Kooperation mit anderen sozialen, kulturellen und kommerziellen Institutionen,
- als multimediale Einbindung der musikalischen Aktivitäten,
- auf dem Wege der Öffentlichkeitsarbeit und Dokumentation." (Pleiner, 1999, 32f.)

Quelle:
Pleiner, Günter (1999) Musikmobile, Kulturarbeit und Populäre Musik. In: PLeiner, G.; Hill, B. (Hg.) Musikmobile, Kulturarbeit und Populäre Musik. Pädagogische Theorie und musikalische Praxis. Buderich: Leske, S. 11-37.

Keine Kommentare:

 
blogoscoop